30 Jahre in Lüneburg


Ich habe ein bißchen recherchiert und in alten Zeitungsausschnitten gewühlt und dies zusammengetragen.

Mein erstes Erscheinen in Lüneburg war zur Spielzeit 1994/95 als Gast in Romeo und Julia (Bruder Lorenzo). In der nächsten Spielzeit (Umbauspielzeit) war ich dann schon festes Ensemblemitglied. Ich durfte in jedem Schauspiel mitwirken, was einerseits ja ganz schön ist, aber andererseits keine Zeit ließ für meine eigenen, damals noch kleinen Soloproduktionen. Deshalb änderte ich meinen Status zum Ende dieser Spielzeit gleich wieder auf Gast und eröffnete in der kommenden Spielzeit mit meinem eigenen Programm über Hans Fallada das neue T.NT, das nach dem Umbau im Theater integriert war: Es war wie ein Rausch oft gewesen…. Ich betone immer wieder gerne, dass es ohne mich das T.NT als Spielstätte nie gegeben hätte, denn der Raum sollte ursprünglich als Lager gebraucht werden. Aber durch mein Engagement für die kleine Form erhielt ich das Studio, wovon die Kollegen bis zum heutigen Tag profitieren.

Doch bei diesem einen Programm blieb es nicht. In der Folge lieferte ich nach und so wurde das T.NT zu meiner kleinen Heimat, was einen Leserbriefschreiber dazu veranlasste zu schreiben, das T.NT solle doch in Thomas-Ney-Theater umbenannt werden.

In diese Zeit fiel auch meine erste Inszenierung von Bartsch, Kindermörder (1998), damals mit Thomas Flocken in der Titelrolle. Die sechs Aufführungen waren alle gut besucht. Offensichtlich war das Publikum damals noch interessiert an ernsten und problematischen Stücken. Heutzutage ist es erfolgversprechender, oberflächliche oder zumindest unterhaltsame Stücke zu liefern. Aber dazu später mehr.

Diese Mischung aus Gastengagements am großen Haus und Eigenproduktionen im Studio lief viele Jahre sehr gut. In diese Zeit fallen erfolgreiche Produktionen wie Bartsch, Kindermörder, Der Junge im Bus, Es war wie ein Rausch oft gewesen…, Brennendes Herz Klabund, Wahnsinn ist ein relativer Zustand, Klamms Krieg, Texte und Lieder von Kurt Tucholsky, Der Klomann und sein tanzender Sohn, Einsatz für Gruga Fuffzehn, Ausblick auf das Paradies, Oleanna, Mein Hüsch und nicht zuletzt Loriots dramatische Werke.

Mit dem Klomann und mit Loriot schaffte ich es zweimal, zu den bestbesuchten Produktionen des Theaters zu gehören. Und der Klomann durfte zweimal die Theatergala am Tag der offenen Türe moderieren. Meine Popularität war auf dem Höhepunkt. Ich erinnere mich noch, als wir unser Haus auf dem Bockelsberg kauften, wie uns unsere neuen Nachbarn begrüßten mit den Worten: „Das ist doch der Klomann!“

Dann kam der Intendantenwechsel und für viele Kollegen war es der Abschied von Lüneburg. Für mich sah es anfangs noch ganz gut aus. Gespräche mit dem neuen Intendanten verliefen positiv, schnell war eine Fortsetzung von Loriot im T.NT geplant. Dann machte der neue Hausherr einen Rückzieher und versuchte, ein hauseigenes Loriot-Programm auf die Beine zu stellen. Aber da machten ihm die Loriot-Erben einen Strich durch die Rechnung: Die Aufführungsrechte für Lüneburg waren schon vergeben, nämlich an mich, und zwei verschiedene Abende mit Sketchen von Loriot zur gleichen Zeit in Lüneburg waren undenkbar. Auch ein Interventionsversuch des Intendanten bei den Rechteverwaltern von Loriots Werken schlug fehl. Loriot am Theater Lüneburg ist erst wieder dieser Tage möglich. In der Zwischenzeit hatte ich – immer im Jahresabstand – drei weitere Programme auf die Beine gestellt: Loriot hoch 2, Loriot 3D und Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen. Darüberhinaus gab es unter meiner Regie zwei Produktionen mit Texten von Loriot außerhalb von Lüneburg, und zwar in Uelzen und in Jagsthausen.

Nun stand ich aber ohne Theater da und es begann eine Zeit des Tingelns. Vorübergehend sah es so aus, als ob ich das theater im e.novum übernehmen sollte, aber daraus wurde leider nichts. 2014 dann öffnete die KulturBäckerei seine Pforten. Zusammen mit dem Theater zur weiten Welt, dem Theaterkollektiv Neues Schauspiel und dem Theater Rampenlicht (das Figurentheater Marmelock kam später noch dazu) bezog ich den Theatersaal in der ehemaligen Bäckerei der Standortverwaltung und weil das Kind einen Namen braucht, hielt ich den Zeitpunkt für geeignet, das Thomas Ney.Theater (TN.T) aus der Taufe zu heben. Im Grunde aber war ich es allein, der mit wechselnden Mitspielern Theaterstücke produzierte. Von 2014 bis Ende 2021 erblickten in der KulturBäckerei viele große und kleine Produktionen das Licht der Welt: Loriot – Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen (20 ausverkaufte Vorstellungen), Spiel’s nochmal, Sam, Ekel Alfred – Silvesterpunsch mit Knalleffekt (über 25 ausverkaufte Vorstellungen), Event, Kunst, Kaspar Häuser Meer, Glückliche Tage, Eine Frau braucht einen Plan und zuletzt Bartsch, Kindermörder in einer Neuinszenierung mit Nils Nupnau.

Foto: Frank Füllgrabe

Und dieses Stück war es dann, mit dem ich mich von der KulturBäckerei verabschiedete. Fortgesetzt werden sollen die Literaturveranstaltungen des Club Fahrenheit im mosaique – Haus der Kulturen, vorausgesetzt, die Förderung klappt. Die Zusammenarbeit mit dem mosaique ist mir sehr wichtig. Außerdem werde ich 2024 zum wiederholten Mal auf einem Kreuzfahrtschiff die Gäste unterhalten. Das habe ich bereits zweimal gemacht, es waren jedesmal gute Erfahrungen. Die Verbindung von Beruf und Reisen hat mir immer gut gefallen. Davon zeugen auch viele Tourneen mit Ellen Schwiers und anderen.

Dies ist ein sehr geraffter und kurzer Abriss meiner Lüneburger Zeit. Alles davor und alles Private habe ich ausgelassen. Ende 2024 gehe ich in Rente. Was danach kommt, weiß ich nicht. Reisen? Spielen? Lesen? Zaubern? Oder alles zusammen?

Ich lasse mich überraschen!

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